Orgelandacht: Olivier Messiaen - La Nativité du Seigneur

Orgelandacht: Olivier Messiaen - La Nativité du Seigneur

Orgelandacht: Olivier Messiaen - La Nativité du Seigneur

Mittwoch, 25. Dezember 2024, 17:00 Uhr
St. Johanniskirche, Alt-Moabit 24-25, 10559 Berlin
Renate Wirth (Orgel) I Claudia Egold & Dr. Ralf Lützelschwab

Olivier Messiaen (1908-1992) gehört zu den profiliertesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Als Organist an der Pariser Kirche Ste. Trinité und Professor am Konservatorium prägte er ganze Generationen von Organisten und Komponisten. Pierre Boulez oder Karl-Heinz Stockhausen gehörten zu seinen Schülern. 1935 entstanden, gehört der Zyklus „La Nativité du Seigneur“ (Die Geburt des Herrn) zu seinen bekanntesten und populärsten Orgelstücken. Er selbst bezeichnete diese Komposition als für seine musikalische Sprache besonders charakteristisch. Messiaen setzt sich darin in neun Sätzen („Méditations“) mit dem Weihnachtsmysterium auseinander. Nicht nur das für die Weihnachtszeit charakteristische „Personal“ in Gestalt von Hirten oder Engeln wird dabei musikalisch ausgedeutet. Neben der zeitlichen Geburt Christi werden auch weitere, den unmittelbaren Wortsinn übersteigende „Geburten“ in einer für Messiaen überaus charakteristischen Tonsprache gewürdigt – so die geistige Geburt jedes Christen und die daraus resultierende Gotteskindschaft.

Was macht die Musik Messiaens so unverkennbar? Da ist zum einen der Rhythmus: In der abendländischen Tradition sind wir an klare Taktvorgaben gewöhnt. Messiaen verzichtet aber auf Taktangaben und bringt es zur Meisterschaft darin, Takteinteilungen durch das Hinzufügen von Notenwerten zu verschleiern. Ein früher Kritiker bemerkte dazu verstört, aber durchaus angetan: „Seine Musik schwebt!“ Und man möchte hinzufügen: „Seine Musik ist farbig!“, denn Messiaen war Synästhetiker, d.h. Klänge assoziierte er unbewusst mit Farben. Darüber hinaus operiert er nicht mehr mit den uns bekannten und vertrauten Dur- und Molltonarten, sondern entwickelt seine Musik ausgehend von musikalischen Modi, deren Aufbau und symmetrische Gliederung durch die unterschiedliche An- und Nebenordnung von Ganz- und Halbtönen außerordentlich fremd klingt.

Messiaen war zeitlebens an der musikalischen Praxis außerhalb Europas interessiert: die Begeisterung für indische Rhythmen schlägt sich in seinen Kompositionen ebenso nieder wie die Obsession für Vogelstimmen. 700 Vogelrufe konnte er unterscheiden und eine Vielzahl dieser Rufe lässt er auf der Orgel ertönen.

Renate Wirth, Spezialistin für das Orgelwerk Messiaens und gern gesehener Gast an den Orgeln der Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten, wird diesen Weihnachtszyklus zu Gehör bringen.

Ralf Lützelschwab

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