Kirchenorgeln

Die Orgel von St. Johannis

 

Die ursprüngliche Orgel von 1834 war ein kleines, nur zur Begleitung des Gemeindegesangs geeignetes Instrument. Sie ließ das große Radfenster im Vordergiebel frei, obwohl sie ein kubisches, keineswegs auf die Rundung der Fensteröffnung abgestimmtes Gehäuse hatte.

Im Zusammenhang mit der Spittaschen Erweiterung der Kirche schaffte man 1896 eine große Walcker-Orgel von Sauer aus Frankfurt/Oder an, die zwar stilistisch gelungen an den alten Bau angepasst wurde, die jedoch beinahe die gesamte Höhe und Breite des Bogens über dem Orgelchor ausfüllte. Sie wurde bis zu ihrer Zerstörung 1943 hohen Ansprüchen für konzertantes Orgelspiel gerecht. Leider verdeckte sie das Radfenster völlig.

Als 1959 eine viermanualige Orgel durch das Zehlendorfer Unternehmen Karl Schuke eingebaut wurde, gelang auf Wunsch des Architekten Otto Bartning, der den Wiederaufbau nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg leitete, eine freie, elegante Anpassung der Werke, insbesondere der Pedaltürme, an den Bogen des Tonnengewölbes und den unteren Abschluss des Radfensters mit Rosette. So entstand eine reizvolle Wechselwirkung von Licht und Instrument, die durch die farbige Fassung des neuen, maßwerklosen Fensters von Hermann Kirchberger noch gesteigert wird.

Das Instrument verfügt über:

    • vier Manuale, davon drei unterschiedlich,
    • 35 Registerstimmen, zusammen gut 2.700 Pfeifen,
    • die größte 5,62 m lang, Durchmesser 26 cm,
    • die kleinste 0,005 m (5 Millimeter) lang, Durchmesser wenige Millimeter.


Die Pfeifen sind aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, darunter 44 aus Ahorn und 54 aus Kiefernholz, die Mehrzahl allerdings aus einer 60 % Zink-Legierung. Die Orgel hat eine mechanische Traktur mit Tonkanzellen-Schleiflade und einem freistehenden Spieltisch in der Mitte.

Das Spiel auf der Orgel war bis 1966 echte Knochenarbeit. Bei gekoppelten Manualen musste jeder Finger eine Last von 800 Gramm niederdrücken. Deshalb bekam das Instrument anlässlich eines Umbaus einen Transformator und eine elektrische Traktur. Damals bekam die Orgel auch das vierte Manual. Das dafür vorgesehene Rückpositiv wurde aus Geld- und Mutmangel aber nie gebaut. So sind das oberste und das unterste Manual der Orgel identisch.
Die Orgel verfügt über zahlreiche Spielhilfen: u.a. vier bis sechs freie Kombinationen, Fuß- und Handschalter, Wippen, zwei Jalousie-Schweller, einen Rollschweller (Walze).

LAUDATE DOMINUM IN CHORDIS ET ORGANO - "Lobt den Herrn mit Saitenspiel und Instrument" ist die Inschrift über dem Brustwerk der Orgel. Angebracht hat sie Traugott Fedtke. Er war Kantor und Organist an St. Johannis und hat die Disposition für etliche Orgeln ausgearbeitet. In Gedenken an "seine" Orgel in Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) hat er diesen kupfergetriebenen Spruch anbringen lassen.

Die Orgel der Heilandskirche

Nach der durch Kriegsfolgen bedingten Zerstörung der früheren Schuke-Orgel verfügt die Heilandskirche heute über ein 1962 durch den Orgelbauer Gerhard Schmid aus Kaufbeuren entworfenes Instrument. Die Orgel verfügt über 46 Register auf drei Manualen (Schwell-Brustwerk, Hauptwerk C-, Rückpositiv C-) und Pedalwerk C-. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch mit zwei freien Kombinationen.

"Neben den in der Disposition zu erkennenden neobarocken Einflüssen ist die Orgel in den Grundregistern relativ stark besetzt, sodass auch die romantische und die moderne Literatur gut darzustellen sind. Wegen ihrer charakteristischen, lebendigen Klangfarben galt sie zu ihrer Entstehungszeit als eines der besten Instrumente Berlins. Die 2manualige Chor-Orgel stammt ebenfalls aus der Werkstatt von Gerhard Schmid." (Zitat Website des in der Heilandskirche probenden  Moabiter Motettenchors)