02/07/2024 0 Kommentare
Der Heilige Dreifaltigkeit Gnadenstuhl, seine Predella und der Europäische Versöhnungsgedanke
Der Heilige Dreifaltigkeit Gnadenstuhl, seine Predella und der Europäische Versöhnungsgedanke
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Der Heilige Dreifaltigkeit Gnadenstuhl, seine Predella und der Europäische Versöhnungsgedanke
Dr. Martin Evang (Oberkirchenrat der EKD) und Dr. Henning Pahl (Leiter des Ev. Zentralarchivs) am 19. März um 18 Uhr in St. Johannis zu der Heiligen Dreifaltigkeit Gnadenstuhl, seiner Predella und dem Europäischen Versöhnungsgedanken.
75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg leben Deutsche und Polen als Nachbarn in der Europäischen Union miteinander. Grundlage des friedlichen Zusammenlebens sind die Verträge mit Warschau aus den 1970er Jahren sowie der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991. Viele Fragen im Gefolge des Zweiten Weltkriegs, insbesondere die Grenzziehung zwischen beiden Staaten, konnten darin geklärt werden, doch die Frage der Kulturgüterrückführung zwischen Deutschland und Polen ist bis heute ungelöst. Deutsche und polnische Kulturgüter harren weiterhin auf ihre Rückführung. Die konservative PiS-Regierung lehnt eine Rückgabe kategorisch ab und fordert stattdessen hohe Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg durch Deutsche zerstörten polnischen Kunst- und Kulturschätze. 2020 entschloss sich die Union Evangelischer Kirchen in der EKD, zwei ca. 500 Jahre alte Kunstwerke an die Danziger Mariengemeinde zu schenken, um die Rückkehr der beiden Kunstwerke an ihren Ursprungsort, die Danziger Marienkirche, zu ermöglichen. Es handelt sich um das prachtvolle Gemälde „Heilige Dreifaltigkeit Gnadenstuhl“ und dessen Sockel (Predella). Beide Kunstwerke waren im 15. Jahrhundert von der Danziger Georgsbruderschaft in Auftrag gegeben worden und über 400 Jahre in der seit 1525 evangelischen Marienkirche in Danzig aufgestellt, bevor sie 1942 zum Schutz vor einer Zerstörung durch Kriegseinwirkungen ausgebaut und nach Westen verlagert wurden. Sie gelangten schließlich nach Berlin, wo sie in der Moabiter Johanniskirche bzw. der Staatlichen Gemäldegalerie verwahrt wurden. Anlässlich des Abschieds beider Kunstwerke aus Berlin im März 2020 bezeichnete der Berliner Bischof Dr. Christian Stäblein die Schenkung an die jetzt katholische Mariengemeinde in Danzig als ein sichtbares Zeichen der ökumenischen Verbundenheit zwischen Katholiken und Protestanten sowie als Geste der Versöhnung zwischen Deutschland und Polen.
Dr. Martin Evang und Dr. Henning Pahl zeichnen die Geschichte der Kunstwerke von ihrer Entstehung im 15. Jahrhundert über deren Evakuierung 1942 bis zur Rückkehr nach Polen im Jahr 2020 nach. Sie erläutern, warum beide Kunstwerke im Eigentum der Union Evangelischer Kirchen in der EKD standen, welche Bedeutung das Kulturgut der untergegangenen evangelischen Gemeinden östlich von Oder und Neiße heute für die deutsch-polnischen Beziehungen hat und warum mit diesem Kulturgut eine große Versöhnungshoffnung verbunden ist. Dabei nehmen sie auch auf den langen Prozess der Wiederannäherung zwischen Deutschland und Polen nach 1945 Bezug.
Wir möchten Sie dazu herzlich einladen. Bitte beachten Sie, dass unsere Reihe Kulturkirche in die Johanniskirche, Alt-Moabit 25, 10559 Berlin verlegt wurde, da die Heilandskirche derzeit Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine ist.
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